Vokalensemble Gaienhofen e.V.

 

Der Elias - Felix Mendelsohn-Bartholdy

„Ergreifend“, „Gänsehautfeeling“, „eine wahre Verkündigung“ lautete das Resümee der zahlreichen Zuhörer des ELIAS in der Meinradskirche/Radolfzell am Sa. 22.3.25 und der Liebfrauenkirche/Singen am So. 23.3.25 zum Konzert des Vokalensembles Gaienhofen.


Chor, Solisten und Orchester begeisterten unter der Leitung von Siegfried Schmidgall in beiden nahezu voll besetzten Kirchen.

 


„ELIAS“, das für seine Dramatik gefeierte romantische Oratorium, für das Mendelssohn Bibelzitate des Alten Testaments nutzte, zog die Zuhörenden in seinen Bann und, so ein Konzertbesucher, "stellt so manche Oper in den Schatten".

Beeindruckend ist der musikalische Spannungsbogen, mit dem der Komponist die biblische Geschichte um den Propheten Elias erzählt. Mitreißend, wie Chor, Solisten und Orchester die große Dürre und Wasserknappheit, die Anbetung Baals, die große Freude über das Regenwunder Gottes und die gewaltige Himmelfahrt des Propheten im flammenden Wagen zu einem musikalischen Erlebnis werden lassen. Innig und zutiefst berührend auch die Musik in den verzweifelten Momenten des Propheten, tröstlich und Zuversicht spendend die Klänge der Engelschöre und Glaubensbotschaften. Die Musik des Oratoriums folgt der Textaussage, lässt zwei Stunden lang nicht mehr los und begleitet den Zuhörer durch die emotionalen Höhen und Tiefen des Volkes Israel und seiner Anführer. Neben dem Orchester wird nicht nur den Solisten eine zentrale Rolle zuteil, es ist vor allem der Chor, der das Geschehen begleitet und kommentiert.

Das Solistenquartett, perfekt zum Werk ausgewählt, bot einen Hörgenuss, der in Ohren lange nachklingen wird. Alle vier Solisten repräsentierten ihre Rollen ausdrucksstark, was der Gesamtwirkung des Werkes eine besondere Prägung verlieh.
In der Titelrolle begeisterte Markus Eiche (Bariton) mit hoher Rollenpräsenz und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Eiche, der 1997 als Elias bei den Konzerten des VEG debütierte, präsentierte bei diesen Konzerten stimmlich und optisch den Prophet Elias facettenreich und mit tiefen Emotionen: Brilliant und kraftvoll, markant fordernd dann wieder verzweifelt und schlussendlich zuversichtlich.
Julia Küsswetter (Sopran) überzeugte mit strahlender Höhe, traumhaft gesungenen Rezitativen und Arien, mal lyrisch rein als Engel und Knabe, dann als trauernde Mutter höchst dramatisch.
Franziska Gottwald (Mezzosopran/Alt) tauchte nuanciert mit wunderschönem Timbre tief in die jeweilige Stimmung, war fordernd als Königin und fürsorglich tröstend als Engel.
Christopher Fischer (Tenor) meisterte sein Debüt in der Doppelrolle als König Ahab und Gefährte Obadjah mit Bravour und hoher Rollenpräsenz. Sein warmes Stimm-Timbre schien wie geschaffen für die effektvollen Momente des Königs Ahab und die Schlussarie „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich“ – eine wahre Prophetie wie aus einer anderen Welt.

Beeindruckend war das Zusammenspiel aller Beteiligten: attacca-Einsätze, Turba-Chöre, à cappella-Passagen, Rezitative und anspruchsvolle Fugen, subtilstes Pianissimo und jubelndes Fortissimo, permanente Tempo- und Taktwechsel, - ob als Backgroundchor für ein Soloduett, als hasserfülltes Volk Israel im Wechselgesang mit Königin und Elias oder als betende Baalspriester – mühelos, rhythmisch präzise, textverständlich, intonationssicher, flexibel und mit großer Bandbreite meisterten die 70 ChorsängerInnen des Vokalensemble Gaienhofen die großen stimmlichen Herausforderungen des Werks, das jedem Sänger stimmtechnische und körperliche Höchstleistungen abverlangt.
Unter der souveränen Gesamtleitung von Dirigent Siegfried Schmidgall war die Bodensee Philharmonie ein bewährter und verlässlicher Begleiter. Die für die Aufführung gewählte Kammerorchesterbearbeitung von Joachim Linckelmann war für die Musiker eines Sinfonieorchesters eine nicht alltägliche Orchesterbesetzung. Das mit insgesamt 19 Musikern besetzte Streicherensemble und die solistisch besetzten Holz- und Blechbläser meisterte diese Herausforderung mit ihrer Konzertmeisterin Kyoko Tanino virtuos. Auch bei etwas zurückgenommenem Klangvolumen des Orchesters blieben die dynamische Bandbreite und das musikalische Erlebnis erhalten.

Mit langanhaltenden „Standing Ovations“ bedankten sich die Zuhörer bei den Ausführenden für die beeindruckende Interpretation dieses fulminanten Werks und die ermutigende Botschaft: "Fürchte dich nicht, ich bin dein Gott." Das ist eine Kraft, die uns alle in diesen Tagen zu stärken vermag.